Strom aus dem All

In wenigen Sekunden könnte der Satellit beliebige Regionen der Erde mit Strom versorgen.
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Besser als Solar: Dieser Satellit schießt Laser-Strom aus dem Weltall zur Erde

von Sebastian Barsch am 03.03.2021

In wenigen Sekunden könnte der Satellit beliebige Regionen der Erde mit Strom versorgen.
In wenigen Sekunden könnte der Satellit beliebige Regionen der Erde mit Strom versorgen. (Foto: U.S. Naval Research Laboratory)

Ist es möglich, Energie aus dem Weltall direkt zum Verbraucher auf die Erde zu schicken? Diese Idee klingt nach Science Fiction, befindet sich aber aktuell in der Entwicklung. Nun ist einem Forscher-Team ein entscheidender Test gelungen.

Energie aus dem All ist erstmal nichts neues – das bezeugen die vielen Solaranlagen auf deutschen Dächern. Diese wandeln Sonnenstrahlen in Strom um und versorgen Haushalte und E-Autos mit sauberer Energie. (Aktuelle Anbieter im Test finden Sie hier.) Jedoch besitzen sie einen wesentlichen Nachteil: Sie sind abhängig vom Wetter. An zugezogenen Tagen produzieren sie deutlich weniger Strom als an wolkenlosen Sommertagen, da die Wolken die Lichtstrahlen wieder ins All reflektieren. Hinzu kommt: Die Atmosphäre sorgt für eine Streuung der kurzwelligen blauen Lichtanteile und wir können sie dadurch nicht mehr so gut nutzen. Je nach Position auf der Erde und je nach Wetter gehen so 55 bis 60 Prozent der Sonnenenergie verloren. Anders verhält es sich im Weltall, wo die Sonne pro Quadratmeter 1360 Watt erzeugt – ununterbrochen.  

 

Strom aus dem All: Forscher gelingt erfolgreicher Test

Diese Energie möchten Forscher des  laut einem CNN-Bericht nutzen, indem sie sie über Solarpaneele im Orbit auffangen und die Energie dann über einen Mikrowellenlaser zur Erde schießen. Dazu brachten sie bereits im Mai 2020 ein PRAM – ein Photovoltaic Radiofrequency Antenna Module – mithilfe einer Drohne in eine niedrige Umlaufbahn. Nun schlossen die Forscher erfolgreich einen ersten Test ab. Bereits jetzt könnte das Solarmodul in der Größe eines Pizzakartons 10 Watt Energie zur Erde schicken, was im nächsten Schritt auch erprobt werden soll. Das geschehe dann mithilfe eines Mikrowellenlasers, der im Gegensatz zu den Sonnenstrahlen besser durch die Wolkendecke und die Atmosphäre dringen kann.

 

Boeing X-37B: So eine Drohne transportiert das PRAM im Orbit.
Boeing X-37B: So eine Drohne transportiert das PRAM im Orbit. (Foto: United States Air Force)

Die Technologie besitzt ein gewaltiges Potential

10 Watt klingt für den Beginn nicht viel, doch das Potential ist gewaltig – denn das Modul ließe sich beliebig erweitern. Satelliten mit einer entsprechend großen Fläche könnten so theoretisch mit den größten terrestrischen Kraftwerken gleichziehen, wenn nicht sogar überholen. So ließe sich eine Stadt ohne Probleme aus dem All versorgen.

Doch der eigentliche Vorteil liegt in der Flexibilität der Technologie. Denn innerhalb von Sekunden könnte der Satellit sich neu ausrichten und jedes beliebige Gebiet mit sauberer Energie beliefern. Regionen mit schlechter Infrastruktur wären damit nicht mehr benachteiligt und auch nach Naturkatastrophen oder bei drohenden Stromausfällen könnte das System zum Einsatz kommen.

Klassische Solaranlagen bleiben unangetastet

Dennoch ist die PRAM-Technologie keine kurz- oder mittelfristige Lösung. Zum einen macht das amerikanische Verteidigungsministerium ein Geheimnis daraus, welche Pläne es mit dieser Technologie verfolgt. Wie aus dem CNN-Bericht hervorgeht, streiten die Forscher eine militärische Nutzung ab. Zwar sei es möglich, den Laser als Waffe einzusetzen, die Energie reiche aber nicht aus, um wirklich großen Schaden anrichten zu können.   

Zum anderen sei die Technologie einfach noch viel zu teuer und die Kosten für entsprechende Weltraum-Hardware werde erst in 10 Jahren sinken. Wer also aktuell Energie aus dem All nutzen möchte, muss weiter auf klassische Photovoltaikanlagen setzen. Diese werden immer effizienter und die Preise waren noch nie so niedrig wie heute. 

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