Vor mehr als zehn Jahren startete Ubitricity mit der Idee, Straßenlaternen zu Ladesäulen umzubauen. Nun will der Ölmulti Shell das Berliner Start-up schlucken, um sein Geschäft mit der Elektromobilität zu stärken. Für die Gründer dürfte sich das lohnen.
Die Ursprungsidee klang im Jahr 2008 – als E-Autos mit großen Akkus noch sehr selten waren – ebenso schräg wie einleuchtend: Warum nicht die Masten von Straßenlaternen, in denen bereits Stromkabel verlegt sind, als Ladestationen für Elektroautos nutzen? Aus dieser Überlegung heraus entstand in Berlin der Ladeanbieter Ubitricity, gegründet von den Juristen Knut Hechtfischer und Frank Pawlitschek.
Die Umsetzung erwies sich dann inDeutschlandals nicht ganz leicht – selbst für gestandene Anwälte war die rechtliche SitUbitricity deutlich schneller wachsen – und wohl auch deutlich größere Projekte angehen können: Denn der Ölmulti Shell will Ubitricity komplett übernehmen. "Die Akquisition markiert die Expansion von Shell in den schnell wachsenden Markt für das Laden von Elektroautos auf der Straße", teilte der Konzern mit.
Shell Recharge ist mit Fiat und Ford bereits im Ladegeschäft
Ubitricity passt offenbar gut zur neuen grüneren Ausrichtung des britisch-niederländischen Ölmultis Royal Dutch Shell, der bis spätestens 2050 zum Netto-Null-Emissions-Energieunternehmen werden will. Der Ölmulti mischt auf dem wachsenden Markt für Elektroautoladesäulen schon länger und weiter vorne mit: Im Jahr 2017 übernahm Shell unter anderem den Ladesäulenserviceanbieter New Motion, dessen Netz Fahrern von Elektroautos Zugang zu 155.000 öffentlichen Ladesäulen verschafft.
New Motion ist mittlerweile in den Konzern integriert und tritt unter der Marke Shell Recharge auf. Unter anderem ist Shell Recharge Ladepartner der Autokonzerne Ford und Fiat, das nun unter dem Namen Stellantis mit dem Autobauer PSA (Peugeot, Citroen, Opel) zusammengeht. Shell hat im Frühjahr 2019 mit dem deutschen Unternehmen Sonnen einen Anbieter von intelligenten Stromspeichern komplett übernommen. Sonnen sorgt regelmäßig mit Kampfansagen an Teslas Stromspeicher für Privathaushalte für Aufsehen. Der Stromspeicherspezialist ist zwar nun in die New-Energies-Sparte von Shell integriert, arbeitet aber unter eigenem Markennamen weiter.
Ubitricity arbeitet seit 2017 auch mit Siemens zusammen. In einer Pressemitteilung zum Shell-Deal erklärt das Unternehmen, dass es das bestehende Ladeangebot von Shell "um ein weiteres Puzzleteil" ergänze. Mit dem Zusammengehen eröffne man "Elektrofahrer damit eine Fülle von Lademöglichkeiten". Nach Abschluss der Übernahme soll Ubitricity voraussichtlich eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Shell werden. Ob der Markenname des Berliner Start-ups dann weiter Bestand haben wird – darüber verrät die Pressemitteilung nichts.
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